Passionsspiel der Konfirmanden (2003-2018)

2003-2011 in der Ev. -Luth. Kirchengemeinde  Fischbachtal

Nachfolgend einige Presseberichte über das Passionsspiel, dass von 2003 bis 2011 im Fischbachtal von den Konfirmanden anstelle einer Prüfung erarbeitet und in einem Gottesdienst aufgeführt wurde:


Quelle:  Homepage der EKD - Praxisbeispiele via geistreich.de. Zugriff 2018-5.

 

Text:

Situation / Kontext

Konfirmandenunterricht in der Passionszeit.

Ziele

Das Passionsgeschehen wird auf die heutige Lebenswirklichkeit bezogen.

Reflexion / Hintergrund

In der Auseinandersetzung mit dem Thema "Passion" reflektieren die Konfirmanden aktuelle und gegenwartsbezogene Themen.

Allgemeine Hinweise zur Umsetzung

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Vorbereitung

Die Vorbereitung findet im Konfirmandenunterricht in der Passionszeit statt. Die Konfirmanden schlagen für die unterschiedlichen Szenen Themen vor, die für sie wichtig sind. Der Pfarrer übernimmt die Rolle des Moderators. Die einzelnen Gruppen schreiben ihre Texte, wobei sie auf feinfühlige und kompetente Begleitung angewiesen sind. 

Durchführung

An einem Sonntag der Passionszeit wird das Spiel im Rahmen des Gottesdienstes aufgeführt.

Exemplarisch sei hier der Inhalt des Passionsspieles "Der Vierte König" dargestellt, das auf einer alten russischen Volkslegende basiert:

Neben den Drei Königen gibt es einen Vierten König. Dieser folgt "seinem" Stern und trifft Jesus erst als Gekreuzigten in Jerusalem. Erst dort erfährt der Vierte König, dass es Jesu Wunsch war, dass er einen anderen Weg geht als die anderen drei Könige. Auf seinem Weg handelt der Vierte König (ohne es zu wissen) ganz im Sinne Jesu durch Wort und Tat, indem er notleidenden Menschen, z.B. Arbeitslosen und Waisenkindern, hilft. Am Kreuz erfährt der Vierte König auch Jesu letzten Wunsch: Der Vierte König soll seine Geschichte weiter erzählen, damit diese seine Geschwister zur Nachfolge motiviert. Das Spiel wird in einzelne Abschnitte aufgeteilt und durch Gemeindelieder ergänzt.

 

Arbeitsaufwand

Acht bis zehn Unterrichtsstunden mit den Konfirmanden und ca. 20 Stunden Vorbereitung für den/die Pfarrer/ Pfarrerin und Team.    

Mitarbeitende

Pfarrer/in, Konfirmanden Erfahrene Gemeindemitglieder in Theaterkunst , Im Gottesdienst: Organist/in, Posaunenchor, Jugendband, Kirchenchor usw. 

Materialien

Das Manuskript muss mit den Konfirmanden erarbeitet werden. Ebenso Plakate, Faltblatt und Einladungen. Wichtig: Den vorhandenen Kirchenraum einbeziehen, z. B. Kreuzigungsgruppe (Der Text Jesu kann dann über die Mikrofonanlage aus dem Hintergrund gesprochen werden, während der Vierte König vor dem allen schon bekannten "Gekreuzigten" steht.) Für die Ausstattung der Rollen sind entsprechende Gewänder herzustellen, die evtl. genäht werden müssen. Hier ist Kreativität gefragt. Einfache und zeitlose Gewänder signalisieren dem Zusschauer eine Art Überzeitlichkeit, da das Gespielte in jeder Epoche so wieder geschehen kann. Die Verbindung zum Heute wird ermöglicht. Andererseits kann man sich auch an Vorlagen von Kleidungsstücken orientieren, die an die Zeit Jesu erinnern.  

Kosten

Sind durch den Aufwand bestimmt. Ist einmal ein Fundus an Gewändern vorhanden, beschränken sich die Kosten auf die Erstellung von Kopien und Plakaten.

Nachbereitung & weitere Umsetzung (Einbettung)

Einzelne Themen und Motive aus dem Passionsspiel bestimmen den Fortgang des Konfirmandenunterrichts bis zur Konfirmation.

Wirkung / Erfahrung

Positive Erfahrung

Eltern, Paten, Großeltern, Geschwister der Konfirmanden nehmen gerne als "Zuschauer" am Passionsspiel teil.

Nach sieben Jahren Aufführung ist dies zu einem festen Bestandteil der Gemeindearbeit geworden, in das auch "kirchenferne" Gemeindemitglieder integriert werden können. So genannte "Kirchenferne" sind ca. 50% der Gottesdienstbesucher.

Das eher schwierige Thema "Passion" wird so zum Thema in der Gemeinde. Der positive Einfluss auf die Gruppendynamik der Konfis ist besonders in der folgenden Rüstzeit bemerkbar und besonders das Versöhnungsthema wird bei Konflikten angesprochen.

Unter dem Titel "Der Vierte König" wurden von Konfirmanden in den letzten drei Jahren folgende Themen vorgeschlagen:

  • "Hilfe für Not leidende Menschen in Kriegsgebieten",
  • "Hilfe für Flüchtlinge",

Topthemen:

  • "Hilfe für Waisenkinder und Bettler",
  • "Der Vierte König schlichtet zwischen zwei rivalisierenden Gruppen / Versöhnung" (ein aktuelles Schulhofthema),
  • "Verständnis für geistig und körperlich Behinderte".
  • "Negative Auswirkung der Bankenpleite: Arbeitslosigkeit und Verlust von angespartem Eigentum" (Wunschthema 2009), "Hilfe für Opfer von Naturkatastrophen" (Haiti, aktuelles Thema).

Grundsätzlich bringen die Konfirmanden Themen ein, die einen sozialen Hintergrund haben, von dem sie auch selber betroffen sind, sich aber scheuen, diese als Ich-Betroffene anzusprechen. Das Spiel gibt ihnen die Möglichkeit, diese sozusagen indirekt anzusprechen und zu verarbeiten.

  

Fazit

Es gibt viel Not in der Welt und wir sollen helfen, weil Jesus es uns so empfohlen hat (Schlussszene am Kreuz: Jesus sagt zum Vierten König, dass es sein Wille war, dass der Vierte König mit seinen Geschenken hilft, also einen anderen Weg geht als die Drei Könige, die in Bethlehem landen.).  

  
Rückmeldungen der Teilnehmenden und Mitarbeitenden

Konfirmanden sind beeindruckt von ihrer Leistung, wenn am Schluss applaudiert wird. Sie haben im Team etwas für ihre Gemeinde geleistet. 

Für die Mitarbeitenden ist es immer wieder ein spannendes Erlebnis, wie die unterschiedlichen Konfirmanden während der Vorbereitung des Stückes miteinander umgehen. Sie reflektieren über ihre Rollen und häufig können sie sich auch mit diesen Rollen identifizieren.

Da alle Konfirmanden in das Spiel eingebunden sind, ist es notwendig die schwächeren oder ruhigen von ihnen herauszufordern und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich einbringen können. Dies funktioniert besonders gut, wenn sie in eine Kleingruppe z.B. Arme Kinder, Bettler integriert werden. Oft steigt die Wertschätzung zwischen den Konfirmanden, sie entdecken neue Seiten am anderen.

  

Tipps für Nachahmer/innen

Die Konfirmanden spielen gerne, was sie selber an dem Passionsspiel anspricht und sollten nicht gezwungen werden, etwas zu spielen, das für den Pfarrer/Pfarrerin wichtig ist. Allerdings brauchen sie die motivierende Leitung. Hier ist viel Feingefühl für die Anliegen der Konfirmanden gefragt, wobei besonders auf die unterschiedlichen Fähigkeiten der Konfirmanden (Hauptschüler bis Gymnasiasten) geachtet werden muss. Die Kollekte sollte von den Konfirmanden eingesammelt werden (z.B. für die Konfirmanden-Rüstzeit oder für einen von ihnen bestimmten Zweck).