Reformation in der Herrschaft Breuberg


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Der Artikel erschien als Teil I. in:

Odenwald-Heimat, Monatliche Beilage des Odenwälder Echo, aus Natur und Geschichte, 91. Jahrgang, Nr. 5/2016, S. 19f.


Barbara von Wertheim – Vormundschaftliche Regentin in der Reformationszeit

Am 29. April 2016 jährte sich der 455. Todestag der Gräfin Barbara von Wertheim. Es lohnt sich, einen Blick auf das Leben dieser bemerkenswerten Frau zu werfen. Leider ist ihre Person historisch kaum greifbar, daher werde ich versuchen, sie über die historischen Umstände zu erfassen, die uns in unterschiedlichen Quellen und Untersuchen vorliegen.

Sie ist als Schenkin von Limpurg im Jahre 1500 geboren und hat in Gaildorf bis 1528 gelebt, als sie Gräfin von Wertheim wurde und somit auch in der Herrschaft Breuberg gewirkt hat. Nur kurze Zeit tat sie dies als Ehefrau von Georg II. von Wertheim (bis 1530) und Mutter zweier Kinder. Ab 1531 übernahm sie als Witwe die Verantwortung für das Erbe ihrer Kinder und wurde zu einer so genannten „vormundschaftlichen Regentin“  der Grafschaft Wertheim. Damit gehört sie zu den adligen Frauen, der die Regentschaft über die Vormundschaft ermöglicht wird. Das war damals wohl die einzige Möglichkeit für eine adlige Frau, eine Grafschaft offiziell zu regieren.

Es ist die bewegte Zeit in den deutschen Landen, die zur Spaltung der westlichen christlichen Kirche führte und allgemein als „Reformationszeit“ bezeichnet wird. Barbara wird in diese Zeit hineingeboren, sie ist sozusagen ein Kind dieser Zeit. Gerade 17 Jahre alt war Barbara, als der Augustinermönch und Theologieprofessor, Martin Luther, seine berühmten 95 Thesen veröffentlichte (1517) und damit die Reformation der westlichen christlichen Kirche in Gang setzte.

Als sie mit 61 Jahren 1561 in Wertheim starb, hatte sie ein wechselvolles Leben hinter sich. Nach dem frühen Verlust des Ehemannes musste sie 1556 auch den Tod ihres Sohnes, Michael III., erleben.

Damit waren die Grafen von Wertheim ausgestorben. Ihre opfervolle Bemühung als vormundschaftliche Regentin von Wertheim wurde diesbezüglich nicht belohnt. Ihre Tochter Barbara, die Graf Georg von Isenburg am 23 Januar 1552  geheiratet hatte, überlebte die Mutter. Allerdings blieb diese Ehe kinderlos.

Die Herrschaft in der Grafschaft Wertheim übernahm nach dem Aussterben der männlichen Linie Graf Ludwig von Stolberg, der Vater der Witwe von Michael III.

Barbara durfte noch erleben, dass nach langen Machtkämpfen 1555 in einem Reichsgesetz des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation den Anhängern des Augsburger Bekenntnisses (Confessio Augustana) die freie Religionsausübung garantiert wurde. Für diesen Durchbruch hatte sich Barbara als vormundschaftliche Regentin in der Grafschaft Wertheim und Herrschaft Breuberg eingesetzt.

Die Auseinandersetzung um die Reformation der Kirche bewegte alle Stände des Reiches und alle Gebiete. So auch das Gebiet der Schenken von Limpurg, wo Barbara ihre Kindheit und Jugendjahre verbrachte. Als Gräfin von Wertheim erlebte sie, dass auch in ihrer alten Heimat, Limpurg-Gaildorf, 1540 die Reformation eingeführt wurde.

Der ganze Aufsatz ist in der Zeitschrift nachzulesen:

Michael Weber: Barbara von Wertheim - Vormundschaftliche Regentin in der Reformationszeit, in: Gelurt. Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte (2017), hg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises, Erbach 2016, S. 41-55.

Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Barbara_von_Wertheim


Pfarrer Dr. Michael Weber aus Breuberg-Neustadt be-richtete über seine Er-kenntnisse zu der Zeit der Reformation in der Herr-schaft Breuberg und ließ die Zuhörer teilnehmen an seinen Forschungen unter anderem zu den "Kum-merbriefen" der Barbara von Wertheim an ihren (katholischen) Bruder Bi-schof Erasmus von Straßburg. 



480 Jahre Reformation in der Herrschaft Breuberg

1537: Barbara von Wertheim führt per Mandat die Reformation in der Herrschaft Breuberg ein. Ihr Ehemann hatte ab 1524 diese bereits in der Grafschaft Wertheim mit Reformator Dr. Johann Eberlin von Günzburg eingeführt.

Barbara verlangt im Mandat von den Pfarrern, dass sie ein untadliges Leben führen, ein „Vorbild“ für das Volk sind, dass sie die „Mess“ nach der reformatorischen Kirchenordnung halten: Abend-mahl in beiderlei Gestalt, Taufen, Trauungen, Beerdigungen „halten“, Krankenbesuch mit Rei-chen des Sakramentes (auf Wunsch), das „reine Euangelion“ in der Folge „der Apostel“ predigen. Es werden „menschliche“ Regeln abgeschafft: Wallfahrten, keine Hostienverehrung (Prozession) und Aufbewahrung im Tabernakel.

Eine Kirchenordnung und Luthers Postille wird in jede Gemeinde geschickt, nach denen sich die Pfarrer in ihrem Dienst zu orientieren haben.

Die neu zu gestaltende Außenanlage an der Kirche zu Hainstadt hat im Rahmen eines Gemeinde-festes 2017 den Namen "Martin-Luther-Platz" erhalten. Dazu wurde eine Tafel an der Kirche angebracht. Links der Entwurf.



Reformation seit 500 Jahren

Jahresbericht der EKHN – Thema Reformation

In diesem Jahr steht der Jahresbericht der Landeskirche ganz im Zeichen der Reformation.

Darin sind auch sechs Seiten der Reformation in der Herrschaft Breuberg gewidmet mit einem Blick in die Gegenwart.

Unter folgendem Link kann der Jahresbericht als Pdf heruntergeladen werden:

 

http://www.ekhn.de/fileadmin/content/ekhn.de/download/ekhn_jahresbericht/2016_2017/ekhn_jahresbericht_2016_2017_web.pdf



Wort zum Sonntag aus der Wochenzeitung Mein Südhessen, 2017:



Als Luther die A5 überquerte

hr-fernsehen| 29.10.17 gesendet

"Wer denkt bei Martin Luther schon spontan an Hessen? Denn in aller Regel wird die Reformation in Wittenberg oder in Thüringen, auf der Wartburg, verortet. Dabei wird gerne vergessen, dass Hessen vor rund 500 Jahren das Musterland des protestantischen Aufbruchs war.

Wohl nirgendwo anders bahnte sich der neue Geist der Reformation so konsequent, so ungestüm den Weg, wie in den Gefilden des jungen Landgrafen Philipp von Hessen. Der Film „Als Luther die A5 überquerte“ begibt sich auf Luthers Spuren durch Hessen und zeigt, wie bedeutend das Bundesland für das Gelingen der Reformation war. Er führt unter anderem nach Wetzlar, Treburg, Fulda, Frankfurt und Marburg. Er zeigt, wie in Hessen die bis dahin katholischen Klöster neuen wohltätigen Bestimmungen zugeführt wurden, wie in Marburg heftig über das Abendmahl diskutiert wurde und warum in Ziegenhain 1539 die Konfirmation "erfunden" wurde.

Die Spurensuche führt außerdem unter anderem nach Kassel, Hayda, Merxhausen, Bad Arolsen und Breuberg. Im Odenwald ist zu erfahren, warum auch in protestantischen Kirchen bin ins 19. Jahrhundert gebeichtet wurde, und es wird gezeigt, wieso die antisemitischen Einstellungen Luthers bis heute nachwirken. Am Ende des historischen Streifzugs durch Hessen steht eine bis heute faszinierende Klatschgeschichte, die der protestantischen Sache nachhaltigen Schaden zufügte: Ausgerechnet Landgraf Philipp, der Motor der Reformation in Hessen, beanspruchte für sich das Privileg der Doppelehe. Und der glaubensstrenge Martin Luther stimmte heimlich zu - ein dramatischer historischer Wendepunkt der gesamten Reformationsgeschichte, der wieder einmal zeigte, welch wichtige Rolle Hessen bei all dem spielte." [Text unter: HR-Fernsehen]

In diesem Fernsehbericht ist auch die Ev. Kirche von Neustadt sowie Breuberg erwähnt und ein knappes Interview zum ev. Beichtstuhl von Pfarrer Weber zu hören (Beitrag ab ca. 30,36 Min.)