Argentinien 1980
Offiziere und Soldaten,
Stiefel, Uniformen, Waffen:
Militär und Diktatur.
Der Peronsche Traum
ist vorbei.
Die militärische Oligarchie
herrscht mit der Peitsche
zum Segen der Reichen
über die vielen Armen.
Widerstand, Tod, Tränen.
Es ist keine Zeit zum Vergeben!
Unendlich sind die Gräber der Toten.
Kalt ist der Wind.
Er bläst über die Gräber,
über die Städte, die Dörfer.
Die Skelette hört man
nachts durch die Gegend flattern;
junge Skelette, ohne Namen.
Sie reden über Argentinien;
Diktatur, Militär, Tränen,
Armut, Hunger, Tod.
(Dezember 1982)
Weihnachten
Spät,
zu spät
oder zu früh
in der Nacht
steht einer
am Fenster
und wacht.
Kommt sie oder nicht?
Nein, sie kommt nicht!
Oder doch?
Es ist noch nicht
zu spät;
es ist nie zu spät!
Ein Licht,
eine Kerze,
ein paar Verse,
ein Lied;
es ist Weihnachten.
Auch für mich?
Da, ein Meteor!
Ein Licht,
ein Schein;
zu kurz die Zeit,
zu dunkel die Nacht,
und einer, der wacht.
(Dezember 1982)
Herbstregen
Kleine,
weiche Tropfen
sehe ich vor mir fallen,
Häuser, Autos
und asphaltierte Straßen
sind der Zwischenweg zur Erde.
Plitsch. Platsch.
Das Geräusch rinnt
in meine Ohren,
zerfließt in meiner Seele
und macht sie weich,
so weich,
dass es schmerzt.
Ganz durchnässt
läuft ein Hund über die Straße;
der Regen scheint
ihn nicht zu stören
und auch weich macht
er ihn nicht.
Kalte Tropfen spürt
er auf seiner warmen Haut.
Hinter dem Fernster
in meinem warmen Zimmer
sitze ich am Schreibtisch
und höre nur die Tropfen,
ohne sie
auf meiner Haut zu spüren
und träume
romantische Musik dabei.
Ich weiche
vor des Regens Kälte.
(September 1984)
Erwachen
Tief ist der See
der Seele.
Der Himmel,
die Sterne,
die Unendlichkeit.
Alles so nah bei mir.
Der Abend,
die Nacht,
der Morgen,
das Ende.
Meine arme Seele,
der helle Tag beginnt.
(Dezember 1982)
Abschied
Eine raue Hand.
Schneeflocken
aus dem warmen Sand.
Der Rücken
und dann die Ferne.
Aber der Blick,
die Wärme:
zu warmem Wasser
wird der Schnee.
Die Sterne,
die Sonne
und dann das Meer:
ade.
(Dezember 1982)